Am 07. Juni fand im Perleberger Kulturkombinat unsere Abschlusskonferenz “Vom Leerstand zur Zwischennutzung” statt. Damit erreichte unser durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik gefördertes Projekt seinen Höhepunkt, bevor es in den kommenden Wochen bis zum Projektende verstärkt um die Verstetigung, Wissensaufbereitung und Skalierung in weitere Regionen geht.
Wir sind PopUp Prignitz – Die Agentur für Freiräume
Während vielerorts die Raumbedarfe von Kreativ- und Kulturschaffenden, Selbstständigen, Startups und Vereinen nicht bedient werden können, ist im Landkreis Prignitz im Nordwesten Brandenburgs nach über 30 Jahren Abwanderung und Bevölkerungsschwund durch den demographischen Wandel trotz jüngster Zuwanderung noch leerstehender Raum vorhanden.
Daher haben einige Prignitzer Städte in den letzten Jahren ein proaktives Leerstandsmanagement entwickelt und fördern Projekte, die den Prozessen des Bevölkerungsschwunds entgegenwirken und die Region wieder attraktiv für Zuzug machen. Hier setzt auch unsere die Zwischennutzungsagentur PopUp Prignitz an, die im Herbst 2021 als gemeinsames Projekt des TGZ Prignitz und neuland21 ins Leben gerufen wurde.
Die Prignitzer Wohnungs- und Ladenleerstandsquoten von bis zu 20% gehörten in den letzten Jahren zu den höchsten in Brandenburg.
Leerstände um- und temporär zwischenzunutzen ist kein neues Phänomen. Doch erst seit den letzten Jahrzehnten werden Zwischennutzungen nicht mehr nur toleriert, sondern als gezielte Instrumente der nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung eingesetzt. Heute wird meist dann von Zwischennutzung gesprochen, wenn eine Freifläche, sei es ein Wohnungs- und Ladenleerstand oder eine Brachfläche zeitlich befristet zu nicht marktüblichen Konditionen genutzt wird. Häufig kann Leerstand nicht genutzt werden, da Eigentümer:innen und potenzielle Nutzer:innen einander nicht begegnen oder Vorbehalte von Seiten der Eigentümer:innen bestehen. Dies zu ändern, ist Aufgabe von Zwischennutzungsagenturen. Sie suchen und bewerten Leerstände, kommunizieren mit den Eigentümer:innen, finden Nutzer:innen, erarbeiten Nutzungskonzepte und unterstützen bei der Klärung rechtlicher Fragen.
Im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik fördert das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) / Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung“ (BBSR) unter dem Projektaufruf „Post-Corona-Stadt: Ideen und Konzepte für die resiliente Stadtentwicklung“ 17 Pilotprojekte, die angesichts der Covid-19-Pandemie innovative Lösungen für krisenfeste Stadt- und Quartiersstrukturen erproben. Denn durch die Corona-Pandemie haben die städtischen Veränderungsprozesse an Geschwindigkeit gewonnen: Der Einzelhandel vor Ort verliert vielerorts Kund:innen, oftmals werden aufgrund der Abstandsregeln größere Räumlichkeiten benötigt und es bedarf neuer Raumkonzepte, um Innenstädte als Orte der Begegnung zu erhalten.
Ziel unserer Agentur ist es, die Freiräume der Prignitz sichtbar und nutzbar zu machen und damit in der Region auch über die Krisensituation hinaus Belebung und Bereicherung zu fördern. Leerstände in der Prignitz begreifen wir dabei nicht als Mangel, sondern als Potenzialraum: „In einer Zeit, in der „Platz“ zu einem hohen Gut avanciert ist, wollen wir die einstigen Nachteile in Standortvorteile umwandelt“, so Jens Knauer vom TGZ. Durch die Belebung vorhandener Freiräume will PopUp Prignitz Kunst- und Kulturangebote sowie Kreativschaffende fördern, das Vereinsleben und gesellschaftlich-soziale Angebote krisenfester gestalten, den neuen Arbeitsalltag im Homeoffice sowie Pendler:innen mit temporären Arbeitsplätzen vor Ort entlasten, neuen Angeboten des Einzelhandels und der Nahversorgung die Ansiedlung in den Innenstädten erleichtern und letztlich auch Zuzug in die Region fördern.
Im ersten Projekt-Baustein haben wir zahlreiche Design-Thinking-Workshops durchgeführt, in denen wir mit Szene-Expert:innen, Vordenker:innen, Interessierten sowie Institutionen, Akteuren und Privatpersonen vor Ort an der Frage gearbeitet haben, welche Potenziale für Zwischennutzungen in der Region bestehen, wie wir bei der Umsetzung derselben unterstützen können und wie die Plattform dabei als Hilfsmittel genutzt werden kann. Die Ergebnisse der Workshops flossen im Anschluss in die Programmierung der Plattform ein.
Gleichzeitig wurden Gespräche mit Eigentümer:innen aus der Region geführt, um auch Ihre Wünsche und Bedarfe in den Aufbau unserer Agentur und die Gestaltung der Plattform einfließen zu lassen.
Über weitere Hinweise, Fragen oder Anmerkungen zum Projekt freuen wir uns jederzeit - gerne an Felicitas unter felicitas.nadwornicek@neuland21.de!
Wir erfassen Leerstände, Flächen und Veranstaltungsräume in der Prignitz systematisch und bieten sie über eine digitale Plattform potenziellen Interessent:innen zur Zwischennutzung an. Wir sehen uns dabei in einer Vermittlungsfunktion zwischen Städten und Kommunen, Eigentümer:innen sowie potenziellen Nutzer:innen und wollen Bürger:innen und Initiativen wie die Elblandwerker*, die vor Ort bereits Netzwerke ausgebaut und wertvolle Strukturen angelegt haben sowie Zwischennutzungen durchführen, kooperativ einbinden.
Herzliche Einladung zu unserer Konferenz am 7. Juni 2023, 11:00 bis 18:00 Uhr in Perleberg. Wir haben ein vielfältiges Programm mit Impulsen, Panels, einem Stadtrundgang durch Perleberg, dem nächsten Leerstands-Netzwerktreffen und jeder Menge Get-together zusammengestellt. Melde dich an und sei dabei!
Mit dem Projekt „Zwischenzeit Steinweg“ möchte die Wohnbau Stadt Coburg GmbH (WSCO) allen Menschen eine Plattform bieten, um ihre kreativen Ideen und Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen auszuprobieren und umzusetzen.