Eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklungspolitik zählt – wie in der Neuen Leipzig Charta 2020 festgehalten – zu den “Prinzipien guter Stadtentwicklungspolitik”. Sie soll die Interessen der Allgemeinheit im Fokus haben und neue Formen der Beteiligung der Bürger:innen ermöglichen. Für diese Herangehensweise sind Zwischennutzungen oftmals prädestiniert, denn sie können einen Möglichkeitsraum für Mitgestaltung und Ausprobieren im Rahmen von gemeinwohlorientierten, partizipativen Stadtentwicklungsprojekten bieten.
Sowohl sozialen oder ehrenamtlichen Initiativen, Sport- und Freizeitgruppen oder Kreativschaffenden als auch Anwohner:innen bieten Zwischennutzungen Räume und Plattformen, um neue Ideen auszuprobieren und Stadtentwicklung aktiv mitzugestalten. Durch den partizipativen Charakter zahlreicher Zwischennutzungsprojekte können diese im Gegensatz zu Projektentwicklungen aus einem Guss zur Schaffung von authentischer Diversität in Innenstädten und Stadtvierteln beitragen. Und die braucht es heute häufig, um deren Attraktivität und Vitalität zu garantieren.
Potentielle Nutzer:innen können in einem offen gestalteten Zwischennutzungsprojekt direkt am Beginn des (temporären) Projekts stehen – und nicht wie häufig üblich erst am Ende eines Bauprozesses. Niedrigschwellige Mitmachformate und niedriger Kapitalbedarf können Zwischennutzungsprojekte zu Orten werden lassen, an denen Antworten auf grundlegende Fragestellung gefunden werden: Wie wollen wir künftig in unseren Städten leben? Und wer ist an der Gestaltung von Stadt beteiligt? Durch diese neue Kultur der Beteiligung, bei der die “Koproduktion von Räumen” im Vordergrund steht, können Bürger:innen selbst Einfluss auf ihre Umgebung nehmen und diese mitgestalten.
Gleichzeitig wird Stadtentwicklung durch diese Partizipationsprozesse transparenter.
Zwischennutzungskonzepte ermöglichen jedoch nicht nur Bürger:innen Partizipation und Mitgestaltung, sondern eröffnen auch für städtische oder kommunale Akteure neue Methoden der Stadtgestaltung. Insbesondere in ländlichen Räumen können damit Akteure mit neuen ko-kreativen Methoden partizipativer Stadtgestaltung in Berührung kommen und lernen, mit Bürger:innen über die Gestaltung vorhandener Räume und Flächen ins Gespräch zu kommen, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu lernen. Diese Methodenkompetenzen können insbesondere das soziale Miteinander und die politische Teilhabe der Stadtgesellschaft stärken. Ihre Qualität, unterschiedliche Akteure einzubinden, Neues auszuprobieren und Räume zu Leuchtturmprojekten werden zu lassen, gibt Zwischennutzungen die Chance, treibende Kraft städtischer Transformation zu werden.